In unserem letzten Artikel haben wir die relevantesten Herausforderungen des Mittelstandes mit der Digitalisierung beleuchtet.
Nun möchten wir auf eine besonders eingehen, die viele von Ihnen als Hindernis der Digitalisierung genannt haben: die fehlende IT-Kompetenz der eigenen Mitarbeiter. Rund zwei Drittel des Mittelstandes sehen fehlende IT-Kompetenzen als Problem bei der Digitalisierung ihres Unternehmens. Unter anderem wegen des Fachkräftemangels ist die Einstellung neuer Mitarbeiter nicht immer praktikabel, und langfristig nicht die beste Lösung. Stattdessen gilt es digitale Kompetenzen im gesamten Unternehmen zu vermitteln und alle Mitarbeiter einzubinden und mitzunehmen.
Wieder nach dem Motto „Nur Umsetzen bedeutet auch Umsatz“, bieten wir Ihnen auch heute praktikable Tipps, die Sie sofort umsetzen können – unter anderem zeigen wir Ihnen, welche Fördermöglichkeiten es gibt.
Fakten
Im Durchschnitt bekommen Mitarbeiter gerade einmal 2,3 Tage Schulungen pro Jahr, und rund 21 % der Unternehmen bieten gar keine Weiterbildungen an. Schulungen finden bei 57 % der Unternehmen vereinzelt und ohne eine geeignete Weiterbildungsstrategie statt.
Was häufig als fehlende IT-Kompetenz der Mitarbeiter benannt wird, ist die nicht ausreichende Vorbereitung von Mitarbeitern auf neue Technologien.
Wenn neue Technologien eingeführt werden, ohne die Mitarbeiter richtig einzubinden und zu schulen, entsteht oft das Bild, dass sie keine (ausreichende) IT-Kompetenz besitzen. Eine stark kommunizierte Digitalstrategie und dazugehörige Schulungen können hier vorbeugen.
Viele mittelständische Unternehmen haben das Problem verstanden und bieten immer mehr Schulungen für ihre Mitarbeiter im Bereich Digitalisierung an. Über 40% des Mittelstandes haben erkannt, dass die Anforderungen an die Kompetenzen der Mitarbeiter mit der Digitalisierung steigen und ein lebenslanges Lernen erforderlich ist.
Was tun?

Um Mitarbeiter zukunftssicher und nachhaltig fort- und weiterzubilden, müssen die Führungskräfte mit den Mitarbeitern zukünftige Aufgaben und Positionen besprechen, welche für die Mitarbeiter in einer digitalisierten Arbeitswelt in Frage kommen.
Daraus ergibt sich für jede(n) Mitarbeiter(in) eine Weiterbildungsstrategie, welche den/die Mitarbeiter(in) gezielt auf die neuen Aufgaben vorbereitet.
Neben Präsenzseminaren helfen dabei digitale Lerninhalte, die flexibel von den Mitarbeitern genutzt und wiederholt werden können. Die Geschäftsleitung kann diese digitalen Inhalte auch neuen Mitarbeitern zur Verfügung stellen, anstatt neue Seminare buchen zu müssen. Bei digitalen Lerninhalten sollten allerdings Fristen gesetzt und nachgehalten werden, bis diese Lerninhalte abgeschlossen werden müssen, ansonsten droht ein langes Herauszögern der digitalen Seminare, weil Mitarbeiter oft viele Prioritäten haben.
Bei der Gestaltung der Online-Seminare ist eine gewisse Unterhaltsamkeit unerlässlich, um die Konzentration der Mitarbeiter für den gesamten Inhalt aufrecht zu erhalten. Das Vermitteln der Inhalte kann teilweise spielerisch und muss interaktiv erfolgen. Gamification ist das moderne Wort für interaktive, spielerisch vermittelte Inhalte.
Hilfreich ist auch eine Verbindung von Präsenz- und Online-Inhalten. Für die Erläuterung oder Erarbeitung völlig neuer Sachverhalte bietet sich oft ein Präsenztermin an, der dann durch digitale Inhalte ergänzt und vertieft wird. So sinken auch die Kosten der Weiterbildung, wenn Präsenzseminare kürzer werden und mehr Wissen digital verbreitet wird.
Ein weiterer Vorteil von digitalen Seminaren ist die Möglichkeit der Abfrage des vermittelten Wissens. Erst wenn die Mitarbeiter die wichtigen Inhalte des Seminars verstanden haben und Fragen dazu beantworten können, gilt dieses als abgeschlossen.
Im Folgenden finden Sie eine Gegenüberstellung von digitalen und Präsenzseminaren:
Digitale Seminare | Präsenzseminare |
o Jederzeit abrufbaro Individualisierung der Kursinhalte auf die zukünftige Position und Lernstrategieo Langfristig verfügbaro Wissenstest und Analyseo Unbegrenzte Teilnehmero Beantwortung von Fragen in einem Forum für alle ersichtlich möglicho Kostenlose Seminare zu allgemeinen Themen online | o Persönliche Anpassungsfähigkeit der Trainer an individuelle Wissens-Niveauso Direkte Beantwortung aller Frageno Klarer Tagesplan und Ablauf eines Seminareso Starkes „Wir machen das zusammen“-Gefühl |
Digitale Seminare müssen nicht teuer sein oder selbst erstellt werden: Sogenannte „Massive Open Online Courses“ (MOOC) gibt es auch kostenlos und online zu verschiedenen Themenbereichen, unter anderem zur Digitalisierung. Die erfolgreiche Teilnahme an solchen modernen Bildungsangeboten kann den Mitarbeitern auch das Gefühl geben, sich schon auf dem Weg in die Digitalisierung zu befinden.
Die Webseite https://www.edukatico.org/de/ hilft Ihnen, Kurse zu finden und den Überblick über verschiedene Plattformen zu behalten.
Ein wichtiger Punkt für die Mitarbeiter ist Feedback nach einem abgeschlossenen Seminar. Digital oder offline gilt: Die Anerkennung der Weiterbildung der Mitarbeiter durch die Führungskräfte ist wichtig für die Motivation. Achten Sie darauf, abgeschlossene Weiterbildungen zu bestätigen und zu belohnen und dadurch eine lebenslange Lernkultur zu etablieren.
Die Kompetenzen der Führungskräfte müssen sich im digitalen Zeitalter auch weiterentwickeln. Die Erwartungen der Mitarbeiter an Führung und an ihre Arbeitgeber verändern sich. Auch Sie müssen sich permanent weiterbilden und weiterentwickeln. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und nutzen Sie dafür auch digitale Medien. Es wird immer wichtiger, einen mitarbeiterorientierten Führungsstil einzuschlagen, um Mitarbeiter im Unternehmen zu halten und zu begeistern.
Für eine kontinuierliche Lernkultur müssen im Rahmen der Fortbildungsstrategie Ziele erarbeitet werden, die die Mitarbeiter auf neue Positionen vorbereiten. Auf Basis dieser Ziele sollten die Fortbildungstage für das Jahr berechnet werden.
Empfehlung

Zu Beginn des Artikels ging es um eine Weiterbildungsstrategie für jede(n) Mitarbeiter(in). Auf Basis dieser Lernstrategie sollte gemeinsam zwischen Mitarbeiter(in) und Führungskraft vereinbart werden, wie viele Tag im Jahr für Weiterbildung zur Verfügung stehen. Wir empfehlen für den Übergang zur Digitalisierung im Schnitt ca. 5-10 Tage Weiterbildung allein für die Digitalisierungsprojekte pro Jahr für stark betroffene Mitarbeiter. Das klingt viel, aber die Veränderung der Arbeitswelt kann sehr drastisch sein.
Die Kosten für Kommunikation und Schulungen für Mitarbeiter müssen bei Digitalisierungsprojekten mit eingerechnet werden. Und hier kommen die guten Nachrichten: Die NRW Bank stellt über die Potenzialberatung, den Bildungsscheck und die Beratung zur beruflichen Entwicklung Unterstützung zur Verfügung. Gerne helfen wir Ihnen, sich hier zurechtzufinden.
Die Einbindung der Mitarbeiter über Kommunikation und Schulungen vor, während und nach der Einführung neuer Technologien entscheidet mit darüber, ob Digitalisierungsmaßnahmen einen positiven Einfluss auf die Unternehmensentwicklung haben oder nicht. Verhaltensweisen und Abläufe müssen neu gelernt werden.
Schreiben Sie uns oder kommentieren Sie unter diesem Artikel, falls Sie Hilfe bei der Auswahl der geeigneten Kurse wünschen.
Wir helfen Ihnen auch bei der Einführung einer geeigneten Schulungssoftware und bei der Erarbeitung einer Weiterbildungsstrategie für digitale Kompetenzen für Ihre Mitarbeiter.
Lesen Sie im nächsten Artikel wie das oft genannte Problem der IT-Sicherheit und des Datenschutzes angegangen werden kann.
Ich freue mich darauf.
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Bis zum nächsten Artikel,
Ihr Yannick Hoffmann