Gleich zwei Buzzwords – Kreislaufwirtschaft und vorausschauende Instandhaltung – in nur einer Überschrift: Da greifen wir aber in die Vollen. In diesem Artikel werden beide Begriffe erklärt; wir zeigen, wie sie zusammenhängen, wie dabei unsere Ressourcen geschont und nachhaltig gewirtschaftet wird. Und: Wie man damit außerdem noch viel Geld sparen kann.
Früher galt das Prinzip: Ich kaufe etwas, benutze es, und wenn es kaputt ist, schmeiße ich es weg und kaufe etwas Neues. Wirtschaftswunder, Boom, Wohlstand, je mehr wir alle kauften, desto besser ging es uns. In der Industrie war das schon immer etwas anders, weil die großen Anlagen und Aggregate sehr viel Geld kosten. Da setze man schon immer auf regelmäßige Wartung und Instandhaltung, um die großen und teuren Maschinen länger am Leben zu erhalten. Aber wenn sie nicht mehr reparabel waren, landeten auch sie gerne mal auf dem Schrott ohne Gedanken an Wiederverwertung.
Circular Economy oder Kreislaufwirtschaft – weiterdenken als Recycling
Jetzt haben wir gelernt, dass unser wunderschöner Planet über begrenzte Ressourcen verfügt. Langsam, über Jahrzehnte, hat sich ein Bewusstsein eingestellt, dass die Wegwerf-Mentalität nicht ewig funktionieren wird. Recycling ist für die meisten von uns inzwischen ganz normal, und die vielen bunten Mülltonnen vor dem Haus gehören einfach dazu. Allerdings ist Recycling weit entfernt davon, perfekt zu funktionieren. Nehmen wir zum Beispiel einen Plastik-Joghurtbecher mit einem Aluminium-Deckel und einem Papier-Sleeve außen herum. Was die meisten Verbraucher nicht wissen: Damit der vernünftig recycelt werden kann, müssen Papier-Sleeve und Aludeckel vollständig abgetrennt sein. Deckel und Becher wandern in den gelben Sack, der Papier-Sleeve in den Papiermüll. Hier haben wir dann Lebensmittel-Plastik, das in der gelben Tonne mit der Waschmittelflasche und vielem anderen vermischt wird. In der Sortieranlage wird dann versucht, die verschiedenen Materialien zu trennen. Plastik und Aluminium – kein Problem, sofern der Verbraucher es voneinander abgelöst hat. Waschmittelflasche und Joghurtbecher – schwierig. Also landen die beiden vermutlich im selben Topf, aus dem dann ein Plastik-Recyclat hergestellt wird. Dieses Recyclat darf nicht für Lebensmittelverpackungen verwendet werden, weil nicht bewiesen werden kann, dass seine Komponenten nur von Lebensmittelverpackungen stammen und deshalb nicht ausgeschlossen ist, dass sich Rückstände gesundheitsschädlicher Substanzen daran befinden. Außerdem werden evtl. mehrere Sorten Plastik vermischt, was die Eigenschaften des Recyclats negativ beeinflusst. Dadurch ist es weniger wert als neues Plastik, verursacht bei der Herstellung aber trotzdem relativ hohe Kosten.
Hier kommt die Circular Economy ins Spiel. Wenn es in meinem Supermarkt oder Lieferdienst die Möglichkeit gibt, die Einweg-Joghurtbecher zurückzugeben, können sie sortenrein recycelt und wieder für Joghurt verwendet werden. Dann ist es ein mehrfach wiederholbarer Kreislauf. Das gleiche Prinzip gilt für die Batterien von Elektroautos und vieles mehr. Durch Sortenreinheit und Umsicht werden ganze Geräte oder ihre Bestandteile mit hervorragender Qualität wiederverwendbar. Die Batterien von Elektroautos werden beispielsweise als Zweitnutzung von Energie-Unternehmen als Stromspeicher verwendet, und wenn sie dafür auch nicht mehr gut genug funktionieren, werden sie in ihre Komponenten zerlegt und viele Komponenten für neue Batterien wiederverwendet.
Predictive Maintenance oder Vorausschauende Instandhaltung – Lebensdauer von Infrastruktur und Anlagen verlängern
Bei Vorausschauender Instandhaltung geht es darum, mittels Zustandsüberwachung und einer Voraussage der Entwicklung des Zustands nur dann eine Reparatur oder Wartung durchzuführen, wenn es wirklich notwendig ist. Das spart Wartungs- und Instandhaltungskosten, verlängert aber auch die Lebensdauer, da man jetzt zuverlässig sagen kann, wie lange z.B. eine Brücke oder eine Batterie noch nutzbar ist. Dinge werden also erst dann aus dem Verkehr gezogen und ersetzt, wenn es wirklich notwendig ist. Hinzu kommt, dass man aufgrund der genauen und langfristigen Zustandsüberwachung auch weiß, in welchem Zustand sich die Komponenten des Gegenstands befinden. Bei einer Brücke, deren Pfeiler möglicherweise rissig geworden sind, können die Stahlträger in völlig einwandfreiem Zustand sein. Wenn man über diese Informationen verfügt, können die Stahlträger ohne zusätzliche, Ressourcen verbrauchende Bearbeitung wiederverwendet werden. Eine große Anlage zur Holzverarbeitung wird nach ihrer Nutzungsdauer zerlegt, und alle Komponenten, die noch weit vom Ende ihrer Lebensdauer entfernt sind, werden für andere Anlagen verwendet. Durch die kontinuierliche Überwachung der Zustände und ihrer Voraussage sind wir heute in der Lage, hier bessere Entscheidungen zu treffen. Was wird weiter genutzt? Wie lange? Was wird wieder aufbereitet? Was wird recycelt?
Ziel ist es, den Müll, also das nicht Verwertbare, zu minimieren. Der große Vorteil bei dieser Denkweise ist, dass sie sowohl Ressourcen schont als auch Geld spart. Der überflüssige Aufwand durch Arbeit und Material in Wartung und Instandhaltung wird je nach Branche und Betrieb auf 10-50% geschätzt. Das gilt für Anlagen, Aggregate und Infrastruktur. Sie können von der Implementierung von Predictive Maintenance also auf mehrere Arten profitieren: unter anderem durch direkte Reduktion von Wartungs- und Instandhaltungskosten, Reduktion der Kapitalbindung durch Verlängerung der Anlagenlaufzeiten, und Verbesserung der Ressourcennutzung und somit eine höhere Nachhaltigkeit.
Vorausschauende Instandhaltung ist ein wichtiges Werkzeug auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft.
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