Die ECBM GmbH hat eine eigene Website für IoT-Anwendungsfälle gelauncht. Ziel der „Usecasefactory“ ist es, Lösungen, die das Unternehmen für Kunden entwickelt und umgesetzt hat, ohne Marketing-Schnörkel darzustellen und so den Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen.
Die ECBM (Enterprise Connected Business Model) GmbH öffnet ihre Schatztruhe und erlaubt mit der jetzt eröffneten „Usecasefactory“ Einblicke in IoT-Anwendungsfälle. Vorgestellt werden jeweils die Kunden, um die es geht, die definierte Aufgabe und die entsprechende Lösung. Einer der ersten Fälle ist eine Anwendung für die Infraserv Höchst Prozesstechnik GmbH, ein Tochterunternehmen der Infraserv Höchst Gruppe. Das Unternehmen, das instandhaltungsnahe technische Dienstleistungen erbringt, suchte nach einer Lösung für die vorausschauende Wartung. Denn: Mit dem Einsatz
entsprechender innovativer Technologien kann der für eine Wartung benötigte, geplante Stillstand deutlich reduziert und die damit verbundenen Kosten so gering wie möglich gehalten werden. Ungeplante Produktionsstopps können so vermieden werden – bis zu 70% weniger Produktionsunterbrechungen seien mit dieser Form der Wartung voraus zu sehen und damit zu verhindern, errechnete das McKinsey Global Institute. Hinzu kommt ein schöner Einspar-Effekt: Bis zu 30% Wartungs- und Instandhaltungskosten schlagen weniger zu Buche.
Auch das zweite Kundenbeispiel in der Usecasefactory, eine LoRaWAN-Lösung für Enervie, ein südwestfälischer Strom-, Gas-, und Wasserversorger, zeigt, wie das Internet der Dinge Herausforderungen bewältigen kann. Enervie suchte eine Lösung für die lokale Identifizierung von Kurzschlüssen, die witterungsbedingt jedes Versorgungsnetz immer wieder einmal betreffen. Bisher konnten die Störungsstellen nur grob ausgemacht werden – die Instandhalter*innen mussten große Strecken abfahren, um die Störung zu finden. Mit der jetzt installierten Anwendung auf LoRaWAN-Basis können Kurzschlüsse exakt eingegrenzt und damit deutlich schneller behoben werden.
„Dieser Blick hinter die Kulissen beim Kunden“, so ECBM-Geschäftsführerin Elisabeth Schloten, „soll das Internet of Things und die damit verbundenen Möglichkeiten anfassbarer machen. Wir wollen den Mehrwert der Digitalisierung zeigen.“ Schloten weiß, wovon sie spricht: Vor drei Jahren gründet sie mit ECBM den digitalen Problemlöser in Düsseldorf. Und hat schnell Erfolg: In einem Markt, der traditionell von Männern dominiert wird, setzt sie sich mit ihrem Angebot an digitalen Lösungen durch. Nicht zuletzt, weil sie offen zeigt, wie sehr Technik faszinieren und verändern kann. Und: Weil sie auf Herstellerunabhängigkeit setzt – eine Tatsache, die in der Branche nicht selbstverständlich ist.
Die ECBM (Enterprise Connected Business Models), 2017 von Elisabeth Schloten gegründet, hat sich auf digitale Lösungen spezialisiert und ist angetreten, die Digitalisierung voranzutreiben. Ob Internet der Dinge oder digitaler Arbeitsplatz – ECBM bedient von der Strategie über den Business Case bis hin zur technischen Umsetzung das gesamte Projekt. Das Unternehmen beschäftigt heute 25 Mitarbeiter. Zu den größten Kunden gehören die Enervie-Gruppe und die Infraserv.
Das Internet der Dinge, oder kurz: IoT, das seit 2012 immer wieder beschworen wird, nimmt jetzt erst richtig Fahrt auf. Turbo-Beschleuniger für die intelligenten Lösungen ist – ausgerechnet – die Corona-Pandemie. Auch wenn bei vielen Unternehmen die Liquiditätssicherung nach wie vor oberste Priorität hat, gewinnen daneben KI-basierte und IoT Lösungen immer mehr an Bedeutung. Eröffnen sie doch vielfach Wege aus der Krise, und sorgen daneben für schlankere, effizientere Prozesse. Auch in anderen nicht-industriellen Bereichen helfen IoT-Lösungen die Pandemie ein wenig beherrschbarer zu machen.
Mehr als 45% aller KMU, so stellt im Mai eine von Microsoft beauftragte techconsult-Studie fest, halten KI und IoT trotz Pandemie weiterhin für wesentlich. Sie setzen der Studie zufolge vor allem auf eine „Digitalisierung ihrer Unternehmensprozesse“ (41,8 %) oder „innovative Produkt-Weiterentwicklung“ (39,8%). Ein weiterer Renner in Sachen Digitalisierung ist der Ausbau des Home Office. „Je digitaler die Industrieunternehmen aufgestellt sind, desto schneller werden sie sich von den Folgen des Shutdowns erholen,“ ist Bitkom-Chef Achim Berg überzeugt. Und in der Tat: Vernetzte Services im Internet der Dinge sorgten während des ersten Lockdowns im Frühjahr dafür, dass 72 Prozent der in Deutschland ansässigen Unternehmen ihr Geschäft aufrechterhalten konnten. Das jedenfalls fand Vodafone mit einer im Oktober vorgestellten Studie heraus. Auch Beispiele lieferte die Studie: So macht es die Vernetzung von Maschinen und Sensoren möglich, Wartungsarbeiten aus dem Home Office durchzuführen und aus der Ferne auf technische Fehler zu reagieren. Maschinen oder Aufzüge können auf diese Weise von zuhause aus gewartet werden – ohne die Gefahr sich anzustecken.
Auch in Sachen vorausschauender Wartung leistet IoT einen essentiellen Beitrag. Maschinen und Anlagen – das Herzstück vieler industrieller Anwendungen – sind nicht nur kostenintensiv, sondern eben auch Wertschöpfungs-relevant. Fallen sie aus, etwa, weil eine Anomalie zu spät registriert wurden, steht unter Umständen der ganze Betrieb still. Eine mögliche Lösung ist die Konzentration auf die Überwachung von besonders kritischen Anlagen und Maschinen, die entweder in der Vergangenheit stärker von Ausfällen betroffen waren oder deren Ausfälle besonders dringend reduziert werden sollten. Anhand der Sensor-basierten Messung der Vibrationen dieser Maschinen wird nicht nur die Betriebsdauer gemessen, sondern können auch Anomalien festgestellt werden, so dass eine außerplanmäßige Wartung oder sogar ein Ausfall frühzeitig erkannt wird. Die so gewonnen Daten werden auf einem zentralen Dashboard visualisiert, das die Nachverfolgung des aktuellen Stands sowie den Verlauf des Betriebszustandes möglich macht. Die Betrachtung der von den Sensoren aufgenommenen Messwerte über einen längeren Zeitraum hinweg ermöglicht es Trends, Entwicklungen oder Zusammenhänge beispielsweise von der Betriebsdauer und Anlagenverfügbarkeit zu ermitteln. Und das ganz bequem am Rechner im Home Office.
Was im industriellen Sektor immer mehr und öfter zum Standard gehört, hat sich in anderen Bereichen noch nicht wirklich etabliert. Dabei gibt es viele Anwendungen, die den Umgang in Corona-Zeiten IoT-basiert ein wenig leichter machen. Ein gelungenes Beispiel ist die Corona-Ampel, die den CO2-Gehalt im Raum misst. Ist die Ampel rot, also der CO2-Wert zu hoch, erhöht sich auch der Aerosol-Anteil in der Raumluft und damit die Gefahr der Ansteckung mit Covid-19. Wird gelüftet, sinkt das Risiko wieder. Ist die Raumluft „ausgetauscht“, schaltet die Ampel auf Grün. Vor allem da, wo sich Menschen in größeren und unterschiedlichen Gruppen aufhalten, wie etwa in der Schule, entfaltet diese Ampel ihre besondere Kraft.
Ebenfalls Corona-tauglich ist das Prinzip der Personenzählung. Sensoren messen, entweder per App oder eben Corona-Ampel, etwa in Meeting-Räumen, bei Veranstaltungen, im Supermarkt oder auch in Produktionshallen, ob die vorgegebene Anzahl von Personen pro m2 erreicht ist oder noch nicht. Wird die Anzahl zu hoch, wird der Einlass beschränkt. Die so erhobenen Daten weisen z. B. auch Stoßzeiten aus, also Zeiten, zu denen die so überwachten Räume besonders voll sind und die man mit organisatorischen Maßnahmen, etwa der Anpassung von Schichtplänen, in den Griff bekommt. Denkbar ist eine solche Anwendung auch im öffentlichen Nah- und Fernverkehr: Auch hier können Sensoren zeigen, wo der Aerosol-Gehalt besonders hoch ist, um dann entsprechend schnell gegensteuern zu können.
Auch, wenn uns die Krise noch eine ganze Weile beschäftigen wird – etwas Gutes hat sie immerhin erreicht: IoT ist inzwischen in der Unternehmensrealität und im täglichen Leben angekommen und zeigt, wie sich nicht nur Corona-bedingte Alltagsprobleme intelligent bewältigen lassen.