Stehen Sie grade vor der Entscheidung, ob eine Open Source IoT Lösung für Ihr Unternehmen sinnvoll ist? GitHub, die führende Plattform für Open Source Software Kollaborationen, teilte mit, dass bereits 35 % aller Unternehmenssoftware auf Open Source Quellcodes basiert, und dass es mittlerweile 140 Millionen gelistete Open Source Projekte gibt. Um das Wachstum im IoT-Bereich voranzutreiben, arbeitet die Mehrheit der IoT Entwickler*innen ebenfalls mit Open Source Software.
Wie bei jedem Entscheidungsprozess sollten auch vor der Entscheidung für Open Source IoT die Vor- und Nachteile genau abgewogen werden. Um Sie dabei zu unterstützen, erklären wir Ihnen im zweiten Teil unserer Serie, worauf Sie bei der Auswahl von Open Source Software achten sollten. Außerdem stellen wir die Open Source IoT Plattformen ThingsBoard und Chirpstack vor und geben abschließend unsere Empfehlungen für einen langfristigen Erfolg mit Open Source IoT.
Möchten Sie erstmal einen allgemeinen Einstieg in die Thematik? Dann schauen Sie bei unserem letzten Artikel zu Open Source IoT vorbei. 5 Gründe, warum Open Source IoT für Sie wichtig ist
Einige wichtige Punkte, auf die Sie bei der Auswahl von Open Source IoT Technologie achten sollten
Viele dieser Punkte gelten für jede Technologie, unabhängig davon, ob sie Open Source ist oder nicht. Unsere Expert*innen sagen, dass Sie sich folgende Fragen stellen sollten:
- Welche und wie tiefe technische/Programmier-Erfahrungen sind für den Einsatz erforderlich? Verfügt mein Unternehmen darüber oder kenne ich einen Dienstleister, der mir helfen kann?
Manche Softwarepakete sind einigermaßen Plug & Play, z.B. die heutigen Office Pakete. Bei anderen Paketen, wie z.B. einer HR- oder ERP-Software, müssen in jedem Fall Konfigurationen und Datenimports erfolgen, bevor sie sinnvoll eingesetzt werden können. Manche Software benötigt sogar Programmierkenntnisse und ist für Fachanwender gedacht. Wenn Sie Open Source Software für Ihr IoT Projekt auswählen, dann sollten Sie verstehen, ob Sie selbst oder Ihre Mitarbeiter*innen die nötigen Erfahrungen haben, um die Einrichtung oder Konfiguration der Software vornehmen zu können, oder sogar Anpassungen selbst durchzuführen. Ist das nicht der Fall, ist das kein Hindernis, denn es gibt Dienstleister, die sich um die entsprechenden Einstellungen oder Entwicklungsarbeiten kümmern können. Hier hat Open Source die Nase vorn: durch die Offenheit des Quellcodes können viele Dienstleister nach kurzer Einarbeitung die Entwicklung übernehmen.
- Verstehe ich die Kosten der Gesamtlösung?
Auch wenn die Software an sich kostenlos ist, können darüber hinaus Kosten anfallen. Einige Open Source IoT Plattformen haben eine Preisliste, die zwischen einer kostenlosen und bezahlten Version unterscheidet. Meistens liegt der Unterschied in den Support- und Anwendungsmöglichkeiten der Plattform. Überlegen Sie sich, welche Funktionen Sie für Ihre Zwecke benötigen und auf wie viel Unterstützung Sie gegebenenfalls angewiesen sind. Entscheiden Sie sich, einen Dienstleister für mögliche Programmierarbeiten zu engagieren, kommen weitere Kosten auf Sie zu. Teilweise wird Ihnen auch bei Open Source Software die Möglichkeit geboten, die Lösung in der Cloud vom Anbieter laufen zu lassen, oder die Software auf eigenen Servern zu installieren. Hier sollten Sie Kosten und die eigene Expertise gegeneinander abwägen: Wenn ich den Anbieter bezahle, damit ich seine Cloud benutzen darf, muss ich mich um weniger kümmern, weniger Fachwissen im Unternehmen vorhalten und weniger Hardware kaufen, habe aber monatliche Kosten.
- Wie gut passt die Open Source Software zu meiner Hardware und bereits eingesetzten Systemen?
Sie sollten sich vorab informieren, wie die Open Source IoT Plattform mit Ihrer Hardware und bereits existierenden Systemen interagiert. Die Offenheit und Dokumentation der Schnittstellen spielen hier eine große Rolle. Manchmal existieren bereits Schnittstellen zu weit verbreiteten anderen Systemen, die Sie direkt nutzen können. Wenn Sie die Software nicht in der Cloud nutzen wollen, sollten Sie die Hardware-Anforderungen beachten. Es gibt nach wie vor Software, die auf bestimmten Endgeräten nicht läuft.
- Wie “groß” ist das Open Source Projekt, welches ich in Betrachtung gezogen habe?
An Open Source Software arbeiten oft viele Entwickler*innen mit. Diese aktiven Entwickler*innen können öffentlich eingesehen werden, zum Beispiel auf GitHub. Informieren Sie sich, wie viele aktiv an dem Projekt arbeiten, sodass Sie sich sicher sein können, dass diese Open Source Softwarelösung auch langfristig weiterentwickelt wird. Eine hohe Anzahl an Beteiligten steht auch oft für eine hohe Qualität und Sicherheit, da Fehler und Sicherheitslücken schnell gefunden und behoben werden.
Vorteilhaft bei Open Source IoT Plattformen ist und bleibt, dass Sie diese unabhängig vom Hersteller nutzen können. Selbst wenn Sie externe Hilfe benötigen, können Sie die Anbieter wechseln, ohne dabei Sorge haben zu müssen, dass ihr ganzes System wieder neu errichtet werden muss. Denn Sie haben immer Zugriff darauf und können sogar, wenn Sie sich die entsprechenden Fähigkeiten aneignen, alles selbst in die Hand nehmen.
Open Source IoT Plattformen: 2 Beispiele
Bei ECBM unterstützen wir Sie dabei, ein auf Ihr Unternehmen oder Ihre Stadt angepasstes IoT System aufzubauen. Wir begleiten Sie nicht nur bei der Planung und Entwicklung, sondern auch darüber hinaus bei der Implementierung und Instandhaltung. Unsere Expert*innen verwenden hauptsächlich zwei Tools, wenn es darum geht, beispielsweise ein LoRaWAN® basiertes IoT System mit Open Source zu errichten. Diese stellen wir Ihnen hier vor:
ChirpStack
ChirpStack bietet die Open Source Komponenten, die Sie für Ihren Start in die LoRaWAN® Welt benötigen und ist ein fundamentaler Teil vieler unserer LoRaWAN® Netzwerke. Genauer gesagt beinhaltet ChirpStack die Gateway Bridge, den Netzwerk Server und einen Application Server. Mit diesem Gesamtpaket werden Daten von Sensoren über die Gateways an ChirpStack weitergeleitet, um in einer Visualisierungssoftware angezeigt werden zu können. Bei einer LoRaWAN® Lösung können Sie sich ChirpStack wie das Backend bei einer Webseite vorstellen. Die IT oder EDV-Abteilung kümmert sich hier meist um die Integration von neuen Sensoren, Gateways und Treibern. Mit Schnittstellen zu vielen weiteren Systemen wie ThingsBoard, AWS und Azure lässt es sich auch in bestehende Infrastrukturen integrieren. ChirpStack entwickelt sich stetig weiter, doch der Funktionsumfang kann noch nicht ganz mit proprietär entwickelter Software mithalten.

ThingsBoard
Wenn ChirpStack wie das Backend bei einer Webseite ist, dann können Sie sich ThingsBoard wie die Designsoftware vorstellen. Die Endanwender eines IoT-Anwendungsfalls arbeiten bei uns oft mit ThingsBoard. Dort werden die gesammelten Daten der Sensoren auf Dashboards anschaulich dargestellt. Einfache Dashboards können ohne viel Einarbeitung selbst erstellt werden. Regelketten und E-Mail- oder SMS-Benachrichtigungen sind ebenfalls möglich, benötigen allerdings etwas Konfigurationserfahrung. Anders als bei ChirpStack wird diese Software auch kommerziell angeboten. Bei der professionellen Version sind einige zusätzliche Funktionen enthalten, die wir unseren Kund*innen empfehlen, die mit Sensorik neue Geschäftsmodelle anbieten wollen. Die kostenlose Community Version ist für ein erstes Kennenlernen und Ausprobieren allerdings vollkommen ausreichend.
Wie und warum verwenden wir bei ECBM diese beiden Tools?
In einem LoRaWAN basierten IoT System verwenden wir ChirpStack und ThingsBoard im Zusammenspiel, um die Gerätedaten zu sammeln, verwalten und schließlich auch visuell darstellen zu können.
Bei ECBM setzen wir auf Open Source Lösungen beim Errichten eines IoT Stacks. Dabei haben sich ChirpStack und ThingsBoard als zuverlässige und anwenderfreundliche IoT Tools bewiesen. Dadurch, dass beide Pakete Open Source sind, besteht die Möglichkeit, sie entsprechend den Kundenbedürfnissen anzupassen und anzuwenden. Doch die Plattformen sind auch ohne jegliche Veränderungen einsatzbereit, weswegen für ChirpStack und ThingsBoard grundsätzlich erstmal keine besonderen Programmiererfahrungen nötig sind. Sie können sie also entweder in der Version verwenden, in der sie standardmäßig angeboten werden, oder wir helfen Ihnen dabei, sie an Ihre individuellen Zwecke anzupassen. Während geschlossene Softwarelösungen nur einige Konfigurationsänderungen zulassen, können Sie bei Open Source Plattformen wie ChirpStack und ThingsBoard beispielsweise neue Funktionen und Widgets selbst entwickeln und implementieren.
Bezüglich der Kosten haben Sie verschiedene Möglichkeiten. Während ChirpStack kostenlos ist und auch keine unterschiedlichen Versionen anbietet, gibt es bei ThingsBoard diverse Pakete, bei denen der Preis von den enthaltenen Leistungen Funktionen abhängt. Hier beraten wir Sie gerne, welche Lösung sich am besten für Ihre individuellen Zwecke eignet. Zudem muss man sich zwischen der cloudbasierten und der on-premise Version bei Thingsboard entscheiden. Entscheiden Sie sich dafür, einen eigenen Server zu verwenden, unterstützen und beraten wir ebenfalls gerne bei der Einrichtung und Inbetriebnahme.
ChirpStack und ThingsBoard lassen sich sehr gut in andere Systeme integrieren. So besteht zum Beispiel die Möglichkeit, wenn Sie bereits SAP benutzen, dieses mit ThingsBoard zu verknüpfen. Die Verwaltung und Organisation der Geräte läuft dann noch einfacher, da ThingsBoard nun die Daten von SAP mitverarbeiten kann. Auch ChirpStack ermöglicht die Integration mit anderen Systemen und zeigt zusätzlich eine hohe Vereinbarkeit mit anderen Geräten. Es gibt kaum Geräte, die sich mit ChirpStack nicht verwalten lassen.
ChirpStack und ThingsBoard können als “große” Open Source Projekte eingestuft werden. Durch eine hohe Anzahl an Mitwirkenden werden Fehler und Probleme schnell gefunden und bereinigt. Die Plattformen werden kontinuierlich weiterentwickelt und auf den neuesten Stand gebracht. Aus diesem Grund haben sie sich in den Anwendungsfällen, in denen wir sie nutzen, als zuverlässigeTools bewiesen. Eine hohe Sicherheit und Transparenz sind gewährleistet.
ThingsBoard verwenden wir allerdings nicht nur in LoRaWAN basierten IoT Systemen. Dieses Tool kann auch mit Narrowband IoT oder MQTT eingesetzt werden, wenn das Projekt dies erfordert.

Erfahren Sie mehr über Sicherheit in LoRaWAN Netzwerken und laden Sie sich hier Ihr E-Book runter: E-Book- LoRaWAN-Sicherheit 2021
Unsere Empfehlung für einen langfristigen Erfolg mit Open Source IoT
Jetzt haben Sie einiges über die beiden Open Source IoT Plattformen ChripStack und ThingsBoard gelernt. Wir schließen diesen Artikel mit unseren Empfehlungen für Ihren langfristigen Erfolg mit Open Source IoT.
- Nehmen Sie sich Zeit. Eine solche Entscheidung sollte nicht von heute auf morgen getroffen werden. Wägen Sie in Ruhe alle Vor- und Nachteile von Open Source IoT gegeneinander ab und ziehen Sie gerne Experten zur Beratung hinzu.
- Sie sollten bei der Auswahl von Open Source IoT Tools auf die Individualisierbarkeit und Erweiterungsmöglichkeiten achten. Sie möchten eine Plattform mit einer Architektur, die Sie bei Bedarf an Ihre Zwecke anpassen können.
- Versichern Sie sich, dass das Tool der wachsenden Komplexität gewachsen ist. Sie wollen schließlich eine langfristige Lösung finden und nicht nach kurzer Zeit wieder auf die Suche nach einem neuen Tool gehen müssen.
- Prüfen Sie, dass die Daten, die Sie mit dem Tool sammeln und verwalten würden, auch wirklich immer abrufbar für Sie sind. Diese Unabhängigkeit sollte gewährleistet sein und damit einhergehend die Möglichkeit, Ihre Daten von überall einsehen und „mitnehmen“ zu können.
- Mit ChirpStack und ThingsBoard legen wir bei ECBM außerdem immer großen Wert darauf, dass der Kunde/die Kundin die Tools möglichst selbst verwenden kann. Das bedeutet, Sie sollten auf Benutzerfreundlichkeit und einfache Handhabung der Tools achten. Dies vereinfacht Ihnen die Integrierung solcher Open Source IoT Tools in Ihre Arbeitsprozesse.
Interessiert an einem konkreten Anwendungsbeispiel? Sie wollen wissen, wie genau ein Open Source IoT Projekt in der Praxis aussieht? Dann seien Sie gespannt auf den nächsten Artikel. Dort liefern wir Ihnen einen detaillierten Einblick in unsere Arbeit mit Open Source IoT anhand eines Beispiels.